Politik, auch wenn sie unkorrekt ist; soziale Belange; Weltgeschehen
Freitag, 11. Dezember 2015
Schützenfest in Syrien
Liebe Interessenten,
ich habe eine WebSite gefunden, die mir erstmal lesenswert erscheint und ich euch nicht vorenthalten möchte. Egon W. Kreutzer unterhält diese Seite. Unter obigem Titel hat er folgendes publiziert:
"Wie wollen die USA und ihre Alliierten einen Krieg gegen Russland bestehen, wenn sie schon mit dem IS in keiner Weise zurechtkommen?
Diese Frage ist ernst gemeint.
Sie lässt sich auch anders formulieren:
Wie kann es sein, dass die größte und bestgerüstete Militärmacht der Welt sich in der Lage sieht, selbst eine Allianz aus Russland und China militärisch zu besiegen, aber den Anschein erweckt, es gäbe kein Rezept, den IS zu besiegen?
Mit dem Kriegseintritt der Bundeswehr verbunden war die bemerkenswerte Aussage des Vorsitzenden des Bundeswehrverbandes, Oberstleutnant Wüstner, der Einsatz gegen den IS würde mindestens zehn Jahre dauern.
Ich gehe davon aus, dass Herr Wüstner sich vor dieser Äußerung hinreichende Lagekenntnisse und Einblick in die Strategie der Anti-IS-Koalition beschafft hat, um dann zu diesem vernichtenden Ergebnis zu gelangen.
Dazu passt die schöne Schlagzeile, dass die US Luftwaffe ihre Munition schneller verbraucht, als nachgeliefert werden kann, ja dass die Kampfpiloten schon keinen Schuss mehr in der Kanone und keine Bombe mehr unter den Flügeln haben, wenn sie die letzten Ziele ihrer Tour anfliegen.
Das erinnert doch ein wenig an das kleinstädtische Schützenfest, wo die Schießübungen mehr dazu dienen, einen feierlichen Rahmen für das Besäufnis im Bierzelt zu schaffen, als einen wirklichen Wettkampf um die Kette des Schützenkönigs auszutragen, denn Schützenkönig wird man vielerorts ebenso wie man Faschingsprinz wird - man muss nur genügend Kohle mitbringen, dann klappt das schon.
Außerdem wird bei so einem Schützenfest nicht geschossen, um einen militärischen Sieg zu erringen, sondern nur aus Spaß an der Ballerei, deren Ergebnis mehr oder minder weit gestreute kleine Löcher in dünner Pappe sind. Dabei nutzt man noch nicht einmal die Energie der Geschosse wirklich aus - denn dann wäre es ein Leichtes, mit einem Schuss nicht nur eine Scheibe zu lochen, sondern man könnte auch gleich einen Packen von 50 oder hundert Scheiben auf einmal durchschießen. Will man aber nicht!
Sehen Sie die Parallelen?
Da wundert es dann nicht, wenn von Seite der westlich-saudischen Allianz gestänkert wird, die russischen Erfolgsmeldungen seien erstunken und erlogen. Bei einem bestimmten Angriff zum Beispiel, von dem die Russen sagten, sie hätten 500 Tanklaster mit IS-Öl zerstört, hieß es, sie hätten höchstens 100 zerstören können, es sei denn, sie zählten kaputte Reifen und Lackkratzer mit - und dies belegt man dann nicht mit eigenen Aufklärungsbildern sondern mit der Ansage, die veraltete Technik der Russen lasse solche Schadwirkungen gar nicht zu.
Da hör ich doch verschiedenste Nachtigallen trapsen.
Abgesehen davon, dass die Erkenntnis: "Die Wahrheit stirbt im Krieg zuerst", sicherlich auch in diesem Konflikt ihre Gültigkeit hat, fragt sich doch auch hier, wer mit welcher Absicht welche Lügen in die Welt setzt.
Die Aussage von Oberstleutnant Wüstner, der Einsatz werde mindestens zehn Jahre dauern, ist sicherlich keine Lüge, sie basiert jedoch auf der Lüge, die Allianz der Willigen würde mit allen Kräften versuchen, den IS so schnell und so gründlich wie möglich zurückzudrängen und zu schlagen.
Ich darf daran erinnern, und so mancher wird das gar nicht gerne hören, dass der Krieg, den die USA und Großbritannien unter Missachtung des Völkerrechts gegen den hochgerüsteten Irak mit seiner starken, gut ausgebildeten und straff organisierten Armee führten, am 20. März 2003 mit Luftangriffen auf Bagdad begann und schon nach sechs Wochen, am 1. Mai 2003 für siegreich beendet erklärt wurde.
Noch schneller war Israel im so genannten 6-Tage-Krieg, der so intensiv gegen Ägypten, Jordanien und Syrien geführt wurde, dass diese Staaten zulassen mussten, dass Israel den Gazastreifen, die Sinai-Halbinsel, die Golanhöhen, das Westjordanland und Ostjerusalem besetzte.
Auch in diesem Krieg ging es gegen gut gerüstete Armeen, nicht gegen marodierende Banden die mit - von keiner noch so dünnen Panzerplatte geschützten - Pickups durchs Gelände juchteln.
Sollte nun jemand erklären wollen, diese Terroristen seien besser gerüstet als vor 12 Jahren Saddam Husseins Armee, sie hätten die bessere operative Taktik, könnten jederzeit überall zuschlagen, während sie selbst nirgends zu finden sind, dann kann ich über diesen Schwachsinn noch nicht einmal lachen.
Und dann die Sache mit den Bodentruppen.
Ohne Bodentruppen sei der Kampf gegen den IS nicht zu gewinnen.
Was heißt das denn - wenn man es richtig übersetzt?
Das heißt, wir führen einen vollkommen sinnlosen Krieg, von dem wir wissen, dass wir ihn nicht gewinnen können - und nehmen für dieses absurde Kriegsziel gerne den Tod von tausenden von Zivilisten als Kollateralschaden in Kauf - Hauptsache, wir haben selbst keine Verluste unter unseren Truppen zu beklagen.
Andererseits halte ich auch diese Aussage für fragwürdig.
Das vom IS gehaltene Gelände ist zwar größer als ein Fußballplatz, aber eben doch nicht vollkommen unüberschaubar.
Mit Jagdbombern, Raketen und Cruise Missiles alleine, die für die Bekämpfung von Weichzielen einfach überqualifiziert sind, ist es allerdings nicht zu schaffen. Wir erleben da das berühmte "Mit-Kanonen-auf-Spatzen-schießen". Aber einige Dutzend Kampfhubschrauber, ausgerüstet für die Unterstützung von Bodentruppen, könnten innerhalb weniger Wochen weite Gebiete von IS-Truppen befreien, ja sie bis an die türkische Grenze vor sich hertreiben.
Die so befreiten Gebiete könnten von Assad-Truppen übernommen und gehalten werden, und ich glaube, Assad wäre nichts lieber als diese Lösung.
Damit allerdings rühren wir an des Pudels Kern.
Niemand in der westlichen Koalition führt einen Krieg, bei dem am Ende Assad als der Gewinner dastehen soll.
Im Gegenteil. Assad soll aus dem Amt gejagt werden, weil er derjenige ist, der den Zugriff des Westens auf Syrien verhindert. Sein Kopf wird gefordert, in der Annahme, dann sei Syrien eine leichte Beute.
Wenn also tatsächlich syrische Gebiete von US-geführten Truppen befreit würden, müsste man, um den eigentlichen Kriegsgrund nicht öffentlich werden zu lassen, Assad wieder die Kontrolle über diese Gebiete überlassen, denn tut man das nicht, steht man nicht mehr im Krieg gegen IS, sondern im Krieg gegen Syrien und damit auch im Krieg gegen Russland und den Iran.
Welchen Zweck hat also das Schützenfest in Syrien?
Neben einigen nützlichen Nebeneffekten, wie der Sammlung von Kampferfahrung durch die eigenen Streitkräfte, dem Test neuer Waffen und Einsatzszenarios, gibt es einen Hauptgrund dafür:
Man will da sein, wenn Assad weg ist.
Es kann niemand ersthaft annehmen, dass nicht dutzende von Plänen geschmiedet werden, Assad als Person auszulöschen. Einer davon wird irgendwann aufgehen. Und wenn dieser Augenblick gekommen ist, kann man - unter welchem Vorwand auch immer, und sei es, dass die Opposition im Exil um Hilfe gebeten hat - den Regime-Change, also den Staatsstreich durchziehen, die Marionetten installieren und unter den Schutz des eigenen Militärs stellen.
Diese Überlegungen wurden sicherlich auch in Moskau angestellt. Das Ergebnis war die Entsendung eigener Truppen, die sich ebenfalls vordergründig dem Kampf gegen den IS widmen, deren Hauptaufgabe es aber sein wird, ebenfalls da zu sein, wenn Assad weg ist."
Quelle und weiterlesen: http://www.egon-w-kreutzer.de/002/PaD482015.html
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