Politik, auch wenn sie unkorrekt ist; soziale Belange; Weltgeschehen
Dienstag, 28. Juli 2015
Was Medien verschweigen: Die Angst vor Flüchtlingen ist so groß wie noch nie. von Peter Harth
Am Asyl-Dilemma scheiden sich die Umfragen. Pro: Meinungsforscher und die Bild erklären, dass Deutschland für Flüchtlinge gerne mehr bezahlt. Die Umfrage unterstützt – rein zufällig – die Haltung der Bundesregierung und wird von den Mainstream-Medien munter verbreitet. Kontra: Eine GfK-Umfrage zeigt, dass Zuwanderung inzwischen die größte Angst der Deutschen ist. Die Medien ignorieren sie. Getürkt wird aber noch mehr: Die Online-Nachrichtenschleuder T-Online covert eine Bild-am-Sonntag-Umfrage: 52 Prozent der Deutschen lehnen den Vorschlag ab, die Leistungen für Asylbewerber zu kürzen. Außerdem sind 59 Prozent dagegen, dass etwa Balkanflüchtlinge kostenschonend in Zelten oder provisorischen Unterkünften schlafen müssen. Bei dieser Gruppe von Asylanten ist aber schon vorher klar, dass ihr Antrag abgelehnt wird. Sie sitzen bald wieder im Flieger nach Hause, denn dort herrscht seit über 16 Jahren wieder Frieden. Die Klick-Umfrage zum T-Online-Artikel macht aber aus der Pro-Asyl-Umfrage der Bild ein Kontra: 86 Prozent wollen plötzlich die Leistungen für Asylbewerber kürzen. Die erdrückende Mehrheit der fast 39 000 Teilnehmer im Netz will die Sparbehandlung.
Bereits vor drei Monaten spielte sich auf T-Online das gleiche Aus-Pro-wird-Kontra-Dilemma ab. Die Webseite kopierte eine ARD-Umfrage. Laut der wollten 50 Prozent der Deutschen gerne mehr Flüchtlinge aufnehmen. In der Klick-Umfrage zum Artikel wollten das plötzlich 94,5 Prozent der Deutschen nicht mehr. Damals wurden 67 000 Stimmen gezählt. In Online-Umfragen äußern sich die Deutschen komplett anders, als beim Telefon-Verhör durch Meinungsforscher. Das zeigt T-Online schon zum zweiten Mal. »Natürlich«, werden Sie sagen. Immerhin hüten die Meinungsforscher ihre Versuchskaninchen – das sogenannte Panel – wie ein Staatsgeheimnis. Ob die Befragten wirklich den Durchschnitts-Deutschen repräsentieren, ist mehr als fraglich. Die GfK-Umfrage »Challenges of Nations 2015« zeigt ein Bild der Deutschen, das nicht so recht zur offiziellen Lesart passt. Immerhin waren sich die Meinungsprofis beim Asyl-Thema einig, dass sie sich einig sind. Bislang klappte das und führte zu Umfragen mit dem (fast) immer gleichen Tenor: »Deutschland kann mehr Flüchtlinge aufnehmen«, sagt auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung im »Elite-Panel«. Hier werden Deutschlands »Entscheider« exklusiv vom Institut für Demoskopie Allensbach befragt – abschätzig auch »Orakel vom Bodensee« genannt.
Die ARD-Umfrage (Infratest Dimap) und die aktuelle Umfrage der Bild am Sonntag (Emnid) teilen sich sogar mehr als nur den gleichen Tenor. Die Meinungsforscher kommen vom gleichen Konzern, denn die beiden Institute gehören zu TNS Infratest. Was noch auffällt: Die ARD-Umfrage passte zur ARD-Kampagne »Flüchtlingen eine Heimat geben« wie die Faust aufs Auge. Als ob der öffentlich-rechtliche Sender seinen Stamm-Wahlforschern befohlen hätte: »Wir haben da noch diese Kampagne, macht uns auch was Schönes zu Flüchtlingen.« So weit ist das gar nicht von der Realität entfernt. Alle Meinungsforscher kennen dieses Problem. Hinter jeder Umfrage steht ein Auftraggeber, der alles bezahlt. Wie durch ein Wunder passen die Ergebnisse zu den Interessen des Geldgebers – ansonsten wird die Umfrage nicht veröffentlicht. Wenn es um Umfragen zum Flüchtlings-Dilemma geht, sind also nicht die Deutschen schizophren. Eher die Medien, die diese Umfragen bestellen.
Quelle und weiterlesen: http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/enthuellungen/peter-harth/was-medien-verschweigen-die-angst-vor-fluechtlingen-ist-so-gross-wie-noch-nie.html
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